Ein Bürgerbegehren kann ein sinnvolles Mittel der direkten Demokratie sein. Mit folgenden Argumenten möchten wir zeigen, dass das Bürgerbegehren hier ad absurdum geführt wird:
- Die Bürgerbeteiligung bei der Thieplatzumgestaltung war zu jeder Zeit gegeben. Seit über fünf (!) Jahren gab es Beteiligungsmöglichkeiten zu den Umbauplänen. So wurden im Rahmen des Dorfentwicklungsprogramms alle Einwohner auf digitalen wie analogen Kanälen angesprochen, wie z. B. über die Bierdeckelaktion. Zahlreiche öffentliche Arbeitsgruppen und Ausschüsse wurden von vielen Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen. Nach Jahren intensiver Diskussion wurde der Thieplatzumbau durch den Rat der Gemeinde Glandorf am 21. Dezember 2020 mit konkreter Planung demokratisch beschlossen. Durch das Bürgerbegehren wird das Engagement der intensiv beteiligten Glandorferinnen und Glandorfer untergraben. Mehr Informationen zum Dorfentwicklungsprogramm inkl. der Beteiligungsprozesse gibt es hier
- Die Versetzung des Steins hat in der Phase der Bürgerbeteiligung zu keiner Zeit zu kritischen Äußerungen von beteiligten Bürgerinnen und Bürgern sowie Politikerinnen und Politikern geführt. Es erschien allen schlüssig, dass wir durch den gewonnenen Platz, den Thie viel flexibler und offener gestalten können. Die erste Idee war, den Stein vor die katholische Kirche zu versetzen. Da sich der Vertreter der Kirche dagegen ausgesprochen haben, musste eine neue, repräsentative Alternative her. Das Rathaus wurde als neuer Standort von der Verwaltung vorgeschlagen und durch den Verwaltungsausschuss im März 2021 beschlossen.
- Ein Wasserspiel für Jung und Alt war von Anfang an ein wichtiger Grundpfeiler bei der Thieplatzumgestaltung. In den ersten Entwürfen wurde eine Fontänenreihe mit Wasserlauf präsentiert. Aufgrund von Eigentumsverhältnissen auf dem Thieplatz konnte dieses Wasserspiel nicht wie ursprünglich geplant realisiert werden. Das vom Ingenieurbüro Junker als Alternative vorgestellte Wasserspiel mit Vernebelungsdüsen wurde durch den Rat im vergangenen Dezember (mit knapper Mehrheit) beschlossen.
- Das Wasserspiel ist aus unserer Sicht in erster Linie ein Kletter-/Spielangebot sowie eine Sitzgelegenheit. An warmen Tagen werden auch die Vernebelungsdüsen angestellt, um Kindern, aber auch Erwachsenen ein zusätzliches Vergnügen zu bereiten. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens kritisieren den vermeintlich hohen Wasserverbrauch des Vernebelungsbrunnens. Natürlich wird Wasser verbraucht, allerdings in einer, wie wir finden akzeptablen Größenordnung. Das Wasserspiel wird zu einer deutlichen Aufwertung des Platzes führen. Die Nebeldüsen sind nur temporär an und werden wetterabhängig gesteuert. Der Wasserverbrauch liegt zwischen 19-39 Liter pro Stunde. Ein Rasensprenger verbraucht zum Vergleich 600-800 Liter pro Stunde.
- Die Kosten für das Bürgerbegehren stehen in keinem Verhältnis zu den möglichen Einsparungen, die die Gemeinde für die Erstellung des Brunnens sowie den Wasserverbrauch hätte. Auch dazu hat die CDU einige falsche Informationen in den Umlauf gebraucht.
- Aufgrund von hohen Zuschüssen würden beim Verzicht auf den Bau des Brunnens lediglich 15.000 Euro eingespart werden.
- Für das Bürgerbegehren sind bereits jetzt Kosten für die rechtliche Prüfung in Höhe von mehreren Tausend Euro entstanden. Es werden ebenfalls hohe Kosten für die Durchführung des Bürgerbegehrens anfallen (ca. 12.000 Euro). Außerdem müsste, im Falle des positiven Ausgangs des Bürgerbegehrens, erneut das Ingenieurbüro beauftragt werden, um die Gestaltung des Platzes anzupassen. Und auch für die Umsetzung der neuen Planungen entstehen Kosten, die nicht bezuschusst werden.
- Neben den finanziellen Aufwänden gilt es auch die zeitlichen Aufwände bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung zu beachten.
- Die Initiatoren des Bürgerbegehrens verlangen von der Gemeinde, die diskutierten Elemente auf dem Thieplatz jetzt noch nicht umzugestalten. Sie wollen damit vermeiden, dass im Falle eines positiven Ausgangs des Bürgerbescheids evtl. Umbaukosten vermieden werden. Allerdings würden wir damit riskieren, dass wir die kompletten Fördergelder in Höhe von 385.000 Euro (!) für den Thieplatzumbau zurückzahlen müssten. Maßgeblich für den Erhalt der Fördergelder ist, dass wir die Umgestaltung wie beantragt im Jahr 2021 umgesetzt haben.
- Und nicht zuletzt das Wichtigste: Haben wir keine anderen Probleme? Doch!
Wir befinden uns in einer Pandemie. Die Steuereinnahmen werden extrem sinken. Wir haben viel zu wenig Krippenplätze, bauen gerade eine neue Turnhalle und ein neues Feuerwehrhaus. Wir haben Investitionsrückstände an vielen Ecken und Enden Glandorfs und ein Schwimmbad, das ohne Einnahmen noch mehr Unterstützung braucht. Für diese Themen brauchen wir jetzt Lösungen. Wir können uns die Luxusdiskussionen der CDU, die sich als schlechter Abstimmungsverlierer zeigt, nicht leisten.
Wir appellieren an die Initiatoren des Bürgerbegehrens, den Antrag zurückzuziehen. Das gut gemeinte Instrument Bürgerbegehren sollte nicht instrumentalisiert werden.
Dem Bericht der SPD kann ich nur voll und ganz zustimmen. Ein vernünftiger Appell an die Antragsteller des Bürgerbegehrens, der uns viel Geld und Zeit für sinnvollere Aufgaben in unserer Gemeinde freigeben würde!
E.E.
„Durch das Bürgerbegehren wird das Engagement der intensiv beteiligten Glandorferinnen und Glandorfer untergraben.“
Neben den Kosten ist das für mich der wichtigste Punkt. Ich glaube kaum, dass solche Aktionen dazu beitragen die Bürgerbeteiligungsverfahren zu stärken.
Wozu soll man sich die Mühe machen sich zu informieren, sich die Zeit nehmen an Veranstaltungen teilzunehmen, sich aktiv einbringen wenn die CDU anschließend das gesamte Verfahren ad absurdum führt und versucht die eigenen Interessen durch die Hintertür durchzudrücken.
Während des laufenden Verfahrens hätte die CDU hätte gerne Ihre Ansichten, so intensiv wie jetzt, bewerben können. Dazu ist das Verfahren ja auch gedacht. Ob ziviler Ungehorsam dazu gehört wäre weiterhin strittig. Darf jetzt jeder mit dem Stein machen was er will? Nach drei Jahren Winterschlaf aber aufzuwachen und plötzlich ein riesen TamTam zu veranstalten hat Kindergartenniveau.
Man könnte meinen die zuletzt bekannt gewordenen Kungeleien & „Ich zuerst“ Mentalität der Bundes-CDU schlägt sich inzwischen auch in den Ortsverbänden nieder.
Zunächst möchte ich ein großes Lob an den Autor/in für diese sehr gute, sachliche und objektive Darstellung der Zusammenhänge aussprechen!
Von der Gemeinde wurde schon 2016 ein vorbildlicher Prozess zur Dorfkernerneuerung von Glandorf initiiert, der allen Glandorfer Bürgern und Bürgerinnen die Möglichkeit gab, aktiv an der Dorfgestaltung mitzuwirken und Ideen einzubringen.
150 Glandorfer Bürger und Bürgerinnen haben diese Möglichkeit zur Mitbestimmung der Dorfgestaltung in einer öffentlichen Bürgerversammlung Anfang 2017 genutzt. Hier ergab sich bereits ein Stimmungsbild zur Gestaltung des Platzes mit Wasserspiel und der Versetzung des Gedenksteines an einen ehrenvollen, alternativen Standort.
Auf weiteren öffentlichen Versammlungen in 2018 herrschte weiterhin mehrheitlich der Wunsch der BügerInnen, dass ein Wasserspiel und die Versetzung des Gedenksteins die Qualität des Thies als zentraler Ort der Begegnung und des Aufenthaltes verbessern würde.
Im September 2019 gab es dann den Bewilligungsbescheid zur Förderung der Umgestaltung des Thies mit den bekannten und mehrheitlich zugestimmten Vorschlägen mit einer Förderzusage von 63% der Gesamtmaßnahme, was einen Betrag von ca. 385.000 € entspricht – ein toller Erfolgt!
Mit dem nun angestrebten Bürgerentscheid laufen wir Gefahr, diese Förderung zu verlieren.
Weiterhin entstehen durch den Bürgerentscheid schon allein durch Verwaltungsvorgänge Zusatzkosten von ca. 12.000 €.
Eine detaillierte Darstellung der Fakten und der Chronologie zur Entscheidungsfindung zur Umgestaltung des Thies kann auf der Internetseite der Gemeinde nachgelesen werden:
https://www.glandorf.de/rathaus-politik/presse/aktuelle-meldungen/buergerbegehren-faktencheck
Für mich stellen sich an die Initiatoren des Bürgerbegehrens folgende Fragen:
– Warum haben sie sich in den letzten 5 Jahren nicht aktiv in den zahlreichen
Bürgerversammlungen engagiert und haben dort ihre Vorstellungen zur Gestaltung des Platzes
eingebracht ?
– Können die Antragsteller des Bürgerbegehrens den Entfall der Fördergelder und die durch den
Antrag entstehenden Kosten rechtfertigen ?
(Und dies in deiner Situation, wo öffentliche Gelder dringender denn je benötigt werden!)
– Warum lassen die Antragsteller so viel Zeit verstreichen und stellt ein Bürgerbegehren, nachdem
schon alle vorbereitenden Arbeiten durchgeführt sind und die Umsetzung nun unmittelbar bevor
steht ?
Ich halte es für unverantwortlich, so spät in den Umsetzungsprozess zur Neugestaltung des Thies – der ja auf den Wünschen und Interessen der engagierten Bürger basiert- einzugreifen.
Hier fehlt es an der Wertschätzung und dem Respekt gegenüber den motivierten Bürgern, die viel Zeit und Arbeit in den letzten Jahren in Workshops, Versammlungen und Sitzungen investiert haben!
Nach meiner Meinung wird hier der Gedanke eines demokratischen Entscheidungsprozesses mit der direkten Beteiligung der Bürger respektlos ignoriert und übergangen. Dies führt zu Demotivation und Politikverdrossenheit, die wir uns alle nicht wünschen!